KEINE LEICHE OHNE LILY

„Lilys Leichen sind die besten“ wußte ein zeitgenössischer Rezensent zu den Theaterstücken des englischen Autors Jack Popplewell zu berichten. Das Apoldaer Amateurtheater hat sich – auf dieses Urteil und auf den seit Jahrzehnten ungebrochenen Erfolg des Stückes verlassend – die Kriminalkomödie „Keine Leiche ohne Lily“ inszeniert. Das Stück ist ein Verwirrspiel um eine verschwundene und unverhofft lebendig wieder auftauchende Leiche, Eifersucht und tatsächlichen Doppelmord – gewürzt mit allen erforderlichen Protagonisten vom redlich um Entscheidungshoheit ringenden Inspektor, über den akuraten und verliebten Constabler, hübschen Sekretärinnen und untreuen Ehefrauen und einigen – mehr oder minder – Mordverdächtigen bis hin zur unverzichtbaren „Miss Marple“, die in diesem Falle „Lily“ heißt und Putzfrau in jenem Unternehmen ist, in welchem der Mord geschah und in dem die Handlung sich zunehmend dramatisiert. Mehr soll zur Handlung und zur Aufklärung des Falles nicht berichtet sein, denn wo bliebe dann das Tatmotiv für einen der nächsten Theaterbesuche?!

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Der erste Aufzug zur Premiere des kriminalistischen Dreiakters wurde am vergangenen Samstag von einem gespannt harrenden Publikum erwartet. Dieses hatte sich im ausverkauften Saal im Apoldaer Schloß bei Wein und Saft in entspannter Atmosphäre eingefunden. Das in Apolda und Umgebung fest etablierte Ensemble wurde bereits mit Verdunkeln des Saales mit wohlwollendem und animierenden Applaus bedacht – und dies waren durchaus keine verschossenen Lorbeeren! Das sich nun entwickelnde Schauspiel war eine wohltemperiert inszenierte und von allen Spielern grundsolide dargebotene, kurzweilige (und allein dies ist bei annähernd zweieinhalb Stunden Spielzeit einer besonderen Herausstellung wert) sowie engagierte Leistung eines gut aufeinander eingespielten Ensembles. Natürlich dominierte die komödiantische Komponente des Spiels, welche gleichermaßen vom Publikum erwartet, wie vom Ensemble befriedigt wurde. Jeder einzelne Spieler prägte dabei deutlich das ganz individuelle Klischee seiner Rolle. Die zahlreichen Pointen waren dezidiert platziert und fanden ihren lauten und leisen Widerhall wie auch szenischen Applaus im dankbaren Publikum.

Sicher, der eine oder andere Anschluss hätte straffer und das Spieltempo in mancher Szene forciert werden können und sicher gab es den einen oder anderen kleinen Textverstolperer, doch kann dies die Gesamtleistung des Ensembles nicht mindern. Zumal – und dies soll nicht unerwähnt bleiben – eine relativ kurzfristige personelle Umbesetzung erforderlich war, die sich jedoch harmonisch in das Ensemble einfügte. Diese Inszenierung ist eine beachtliche Leistung, die maßgeblich auf dem Zusammenspiel des gesamten Ensembles basiert, in dem jeder seine Rolle mit Leib, Seele und Leidenschaft ausfüllte. Dennoch sei es mir erlaubt, das bemerkenswerte Spiel der Lily herauszustellen. Die Rolle schien ihr auf den Leib geschneidert und sie brillierte in dieser in jeder Phase des Stückes – wortgewand, wortwitzig und wach.

Das schrille und detailverliebte Bühnenbild im Stil der 60er Jahre in Verbindung mit einem entsprechenden Kostümbild und den musikalischen Einblendungen jener Zeit schufen ein Abbild der Entstehungszeit des Stückes, in welche es gleichsam verlegt wurde. Das informative  Programmheft (mit Bühnen- bzw. Tatortplan!) und ein Publikumspräsent in Form eines – passend zum Stück – bedruckten Staubtuchs – zeugen von dem wachen Blick der Macher des Apoldaer Amateurtheaters für das „nebensächliche“ Detail und ihrer großen Liebe zum Theater.

Ihre neueste Inszenierung „Keine Leiche ohne Lily“ ist eine wahre Freude für jeden Freund des kriminellen Lustspiels und ein lustvolles Schauspiel eines kriminell guten Thüringer Amateurensembles. Das Stück des Apoldaer Amateurtheaters ist erneut am 09., 10., und 24. März sowie am 20. und 21. April jeweils 19:30 Uhr im Saal des Schlosses Apolda zu erleben.

Weitere Spieltermine und Informationen finden sich unter www.apoldaer-amateurtheater.de

[Mathias Baier]

p.s. auch die Thüringer Allgemeine war Gast der Premiere und berichtet zu diesem Stück HIER

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